In London fürs Leben lernen
“Franzi denk daran wenn du mit den Öffentlichen unterwegs bist, meide auf jeden Fall die Rush-Hour morgens und am frühen Abend”
Ich schlucke. Mist. Warum fallen mir die Worte meines Kumpels Tim erst jetzt wieder ein, nachdem er morgens zur Arbeit hat er mir diesen Rat noch mit auf den Weg gegeben. Bis jetzt habe ich mir einen bisher gemütlichen und schönen Sehenswürdigkeiten Tag in London gemacht. Betonung liegt auf bis jetzt. Nun stehe ich um 17.30 vor der U-Bahn Station in kompletter Ratlosigkeit. Für einen kurzen Moment der Naivität habe ich gedacht, dass es vor diesem Eingang etwas umsonst geben muss, oder dass etwas besonderes hier passiert. Aber nein, mir fallen Tims Worte ein und ich realisiere, dass das einfach der “normale” Feierabendverkehr ist. Die Menschentraube wird ganz langsam weniger, nachdem ich 20 Minuten in der Schlange stehe, weitere Minuten mich anstelle um an mein Gleis zu kommen und dann weitere Minuten am Gleis warte bis eine U-Bahn kommt die tatsächlich noch weitere Menschen aufnehmen kann stehe ich nun endlich in dieser Bahn. Ich bin gestresst, obwohl ich einen super schönen und vor allem entspannten Tag hatte bin sind meine Nerven arg strapaziert.
Ich sehe mich um und schaue in einige der Gesichter meiner Mit-Reisenden (Wobei Mit-Leidenden passender wäre) auch sie wirken gestresst, kaputt und müde von dem Arbeitstag und nun ihrem Weg nach Hause. Jeder möchte für sich sein und versucht jeglichen Kontakt mit Anderen zu vermeiden. Wir sind so viele und doch sind wir allein. Typisch für fast jede Großstadt die ich bisher kenne. Ich stelle mir vor wie diese Leute hinter Büro Schreibtischen im Zentrum Londons sitzen, und Jobs verrichten die sie höchstwahrscheinlich nicht leiden können, um dann wiederrum ihre winzige Wohnung am Stadtrand irgendwie bezahlen zu können. Wohnraum im Zentrum oder der Nähe ist unbezahlbar und nur für einige wenige Superreiche zugänglich.
Ich merke wie langsam Panik in mir hochkriecht. Und genau in diesem Augenblick realisiere ich: So möchtest du auf gar keinen Fall leben und arbeiten! Ich will keine 50 Stunden in irgendeinem Büro fristen mit einer Aufgabe die mich weder erfüllt noch der Gesellschaft dient. Unendlich viel Geld und Zeit verschwenden um an den Rand der viel zu teuren Metropole zu pendeln um dann wiederrum keine Zeit zu haben für die Dinge die ich eigentlich liebe. Versteht mich nicht falsch, für einige Leute ist das Leben & Arbeiten in so einer Metropole genau das Richtige, und ich freue mich für diese Leute. Aber ich glaube dass eine Mehrzahl an Menschen so eigentlich nicht leben möchte.
Das ist der Moment indem ich realisiere dass ich gerne die meiste Zeit draußen arbeiten möchte. Ich möchte nah an meiner Arbeit wohnen auf dem Land. Ich möchte morgens mit dem Rad zur Arbeit fahren können und merken, dass mein Tun gut für mich und meine Gemeinschaft ist. Dass ich zurückgebe und lerne von den Leuten in meinem Umkreis. Und am Ende des Tages soll es sich so anfühlen, dass es Sinn hat was ich da tue. Ich erwarte nicht jeden Tag eitel Sonnenschein, oder das es einfach ist. Aber eben voller Sinn und Verstand wer weiß vielleicht mit meiner eigenen gegründeten Organisation.
Danke London- Du hast mich eine wichtige und wertvolle Lektion gelehrt, danke dass du eine der Reisen bist die einen langen Einfluss auf mich haben werden. (Falls du wissen willst was ich in Budapest gelernt habe, kannst du das hier lesen.) Ich habe dich als extrem höflich empfunden, aber nicht als freundlich oder warmherzig. Mein Kumpel Tim sagt, dass du eine Stadt des Geschäfte machens bist. Er muss es wissen, er ist aus genau diesem Grund hierhergekommen.
Wherever you go-go with all your heart <3 (auch wenn das dann machmal weh tut :P)